Emotionen bei Eltern - Wie können Sie sich und Ihren Kindern helfen, mit Emotionen umzugehen?

Emotionen bei Eltern - Wie können Sie sich und Ihren Kindern helfen, mit Emotionen umzugehen?

„Du bist aber ein hässliches Mädchen, wenn du so weinst! Es war doch nur ein Eis!", empörte sich eine der Mütter vor dem Eisstand. Ihre Tochter stand vor einem traurigen Häufchen Erdbeereis, der auf dem heißen Fußweg schmolz, und aus ihren Augen liefen die Tränen.

Die Mutter an diesem Stand war sicher weder die erste noch die letzte, die einen derartigen Satz gesagt hat. Oft haben wir Angst vor Emotionen, weil wir nicht wissen, wie wir reagieren sollen. Vielleicht versuchen wir deshalb, das Weinen erst einmal zu beruhigen, die Wut zu unterdrücken und die Situation wieder in den „grünen“ Bereich zu bringen. 

Wie wir mit Emotionen umgehen, beruht weitgehend auf dem, was wir in unserer Kindheit gelernt haben. Wir haben aufgepasst, welche Emotionen bei unseren Eltern willkommen sind und welche wir verbergen oder am besten gar nicht spüren sollen. Unsere Eltern wiederum haben es von ihren Eltern gelernt und so weiter. Man braucht da keinen Schuldigen zu suchen – es gibt keinen. Doch was wir tun können, ist, unseren Umgang mit Emotionen zu ändern und unseren Kindern einen neuen, gesünderen Umgang mit ihnen zu vermitteln.

Schließlich sind wir es, die unsere Kinder beeinflussen können. Und auch sie haben eine Superkraft: auf das hinzuweisen, was wir tief im Innersten immer noch nicht ganz verarbeitet haben. Deshalb können uns ihre Gefühlsäußerungen aufregen oder irritieren. Sie erinnern uns an unseren eigenen Schmerz und verdrängten Kummer. Man muss sich aber bewusstwerden, dass sie das nicht absichtlich tun, sondern sogar behilflich sein können.

Wo müssen wir ansetzen, wenn wir einen gesünderen Umgang mit Emotionen anstreben? Wie können wir effektiv mit ihnen arbeiten und das auch unseren Kindern beibringen?

  • Akzeptanz: Das kann ziemlich schwierig sein, denn manche Gefühle würden wir oft lieber nicht empfinden. Wenn wir uns aber eine Emotion und ihre Äußerung verbieten, kostet uns das viel Kraft und der Druck der unterdrückten Emotion steigt. Emotionen sind weder gut noch schlecht, und wenn wir sie einfach akzeptieren und nicht bekämpfen, werden wir erleichtert sein.
  • Erforschung: Manchmal wissen wir gar nicht so richtig, welche Emotion wir empfinden. Wir fühlen uns unangenehm, merkwürdig... In solchen Momenten ist es gut, sich darauf zu konzentrieren, was unser Körper uns sagt. Tut mein Magen weh? Schwitzen meine Hände? Ist mir kalt? Dieses Innehalten ermöglicht es uns, uns bewusster zu machen, was wir tatsächlich fühlen, und gleichzeitig verschwindet oft das körperliche Unbehagen, auf das wir uns konzentrieren.
  • Durchleben: Emotionen zu akzeptieren ist eine Sache, aber sich in ihnen zu suhlen ist wirklich nicht so notwendig. Emotionen entstehen als Reaktion auf Ereignisse in unserer Umgebung und verschwinden dann wieder. Wir neigen jedoch dazu, sie uns immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, indem wir uns eine bestimmte Situation erneut vor Augen führen.
  • Äußerung: Emotionen auszudrücken ist sehr wichtig, da sich sonst unangenehme Gefühle und der damit verbundene Druck in uns aufstauen. Ebenso wichtig ist jedoch, wie wir eine Emotion ausdrücken. Wir müssen einen gesellschaftlich akzeptablen Weg finden - rennen, Papier zerreißen, auf einen Sandsack einschlagen... Manchen Menschen hilft einfaches Putzen, andere lassen Dampf ab, indem sie singen oder Kunst machen. Auch das Weinen ist ein unschätzbares Hilfsmittel.
  • Nicht verurteilen: Weder sich selbst noch andere. Emotionen sind ein Teil von uns, es ist normal, dass wir manchmal Angst haben, wütend oder glücklich sind. Das gilt für jeden und wir können es nicht beeinflussen. Nichts, wofür man sich schämen müsste. Was wir jedoch beeinflussen können, ist unser Umgang mit Emotionen und die Arbeit mit ihnen. 
  • Suche nach der Ursache: Versuchen wir, unsere Gefühle als wertvolle Informationen zu behandeln. Wir sollten untersuchen, warum sie überhaupt aufgetaucht sind, was sie uns sagen wollen und was wir gerade brauchen. Wir sollten uns fragen, was uns zum Beispiel helfen kann, keine Angst mehr zu haben: Ich habe Angst, weil ich mich nicht sicher fühle. Was hilft mir, mich sicherer zu fühlen? Würde mir ein Talisman helfen? Ein Beruhigungstee? Der Anblick eines Kollegen, der mich bei einer Präsentation vor dem gesamten Unternehmen mit Blickkontakt unterstützt? 
  • Erfahrung weitergeben: Zeigen wir den Kindern, was wir tun, wenn wir ein unangenehmes Gefühl empfinden. Helfen wir ihnen, ihren eigenen Weg zu finden, mit diesem oder jenem Gefühl umzugehen. Dabei sollten wir nicht urteilen, sie lächerlich machen oder auf die leichte Schulter nehmen. Wir sind ihr sicherer Hafen, wo sie lernen, wie man die stürmische See der Gefühle bezwingen kann. Das ist eine ziemlich schwierige Aufgabe, und die Weitergabe dieser Erfahrung macht sie nicht leichter. Es erfordert viel Geduld und Training, aber gemeinsam kann man das allmählich meistern. 
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Und wie ist die Sache mit dem kleinen Mädchen aus der Einleitung ausgegangen? 

Der Anblick des unglücklichen Mädchens versetzte ihrer Mutter einen Stich. Für sie selbst war es nur Eis, aber für das Mädchen in diesem Moment eine gewaltige Katastrophe. Sie erinnerte sich daran, wie traurig sie früher war, wenn ihr ein Eis heruntergefallen ist. Sie umarmte ihre Tochter ganz fest und wartete, bis sie sich ausgeweint hatte. „Es tut mir leid“, flüsterte sie ihr ins Ohr und streichelte ihr Haar, „auch dir tut es leid, nicht wahr?“ Das Mädchen nickte. „Und es ärgert mich...“ „Würde es helfen, wenn wir zu Hause neues Eis machen?“, schlug die Mutter vor. Das kleine Mädchen dachte einen Moment lang nach und wischte sich dann mit dem Handrücken die Tränen ab. „Darf ich mir die Geschmacksrichtung aussuchen?“ „Abgemacht! Und davor machen wir eine Kissenschlacht, um die Wut komplett loszuwerden“, sagte die Mutter. Auch sie war ein wenig verärgert über die Aufmerksamkeit, die der Vorfall mit dem Eis auf sich gezogen hatte. Aber eine gute Kissenschlacht vertrieb all den Ärger und die Traurigkeit. Und das selbstgemachte Erdbeereis war perfekt – beide genossen es mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

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