Es war einmal ein Schuster. Er war ein ehrlicher Mann und arbeitete hart. Von morgens bis abends nähte er und fuhr dann mit seiner Ware auf den Markt. Doch was er auch tat, sein Handwerk wollte einfach keinen Erfolg bringen. So hatte seine Frau oft nicht genug Geld, um Essen zu kaufen, und am Abend gingen die beiden hungrig zu Bett. Eines Tages hatte der arme Schuster nur noch ein kleines StĂĽckchen Leder. Es reichte gerade mal fĂĽr ein letztes Paar Schuhe. Doch es kam fĂĽr ihn nicht in Frage, sich eine schlechte Zukunft auszumalen. So schnitt er das Leder noch am Abend zurecht, um gleich am nächsten Morgen mit der Arbeit beginnen zu können. Danach schloss er seine Werkstatt ab und legte sich sorgenfrei schlafen. Noch bevor er einschlief, flĂĽsterte er seiner Frau zu: „Keine Angst, es wird schon wieder alles gut.“ In Gedanken bedankte er sich beim Leben fĂĽr all das Gute und Schöne, das er schon erlebt hatte, und schlief dann friedlich ein.
Am nächsten Morgen stand der Schuster mit der Sonne auf und wie immer führte sein erster Gang in die Werkstatt. Doch was war das? Auf seiner Werkbank lag nicht mehr das zugeschnittene Leder, sondern ein nagelneues Paar Schuhe.
„Die kommen aber nicht von mir…“, meinte er und kratzte sich verwundert am Kopf. Vorsichtig streckte er die Hand nach den Schuhen aus. Er konnte sich alles Mögliche vorstellen – etwa, dass sie in Flammen aufgingen oder sich in Staub auflösten – doch nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil: Es war ein sehr gutes und solides Schuhwerk und er konnte nicht den kleinsten Fehler daran entdecken.
Später an diesem Tage kam ein Kunde in seine Werkstatt. Die geheimnisvollen Schuhe passten ihm wie angegossen. Er wollte sie nicht einmal mehr…