Es war einmal ein kleines Mädchen, das Karin genannt wurde. Sie lebte nur mit ihrer Mutter zusammen, welche aber schwer krank war. Leider waren die beiden auch sehr arm und Karin besaß nur ein einziges Paar Schuhe – alte, zerrissene Winterstiefel mit großen Löchern. Und so musste sie auch im heißen Sommer diese viel zu warmen und zu schweren Stiefel tragen.
Als Karin einmal in ihren Winterstiefeln durch das Dorf ging, wurde die Frau des Schuhmachers auf sie aufmerksam. Diese ältere Frau hatte ein gutes Herz und erbarmte sich des kleinen Kindes. Sie entschied, aus kleinen Lederresten, die in der Werkstatt übriggeblieben waren, für das arme Mädchen ein Paar Schuhe zu nähen. Und so geschah es auch. Ein paar Tage später brachte sie Karin die Schuhe. Sie waren rot und ein wenig plump, obwohl sich die Frau sehr bemüht hatte. Doch sie passten wie angegossen und Karins Freude war groß.
Doch gerade an dem Tage, an dem Karin ihre neuen Schuhe erhielt, starb ihre Mutter. Karin rannte weinend aus dem Haus. Einige Tage später fand die Bestattung statt, und das Mädchen trug ihre neuen roten Schuhe. Zum Trauern waren sie freilich nicht recht geeignet, aber sie hatte ja keine anderen Schuhe ohne Löcher und darum zog sie diese über ihre nackten Füßchen und schritt so hinter dem ärmlichen Sarge her.
Als die Kleine traurig auf der Friedhofsmauer saß, fuhr eine Kutsche vorbei. Darin saß eine gütige, alte Dame. Diese betrachtete das kleine Mädchen und hatte mit ihr Mitleid. Daher beschloss sie, ihr ein neues Zuhause zu schenken.
Das Mädchen bekam also neue, saubere Kleidung und Schuhe. Sie fing an, die Schule zu besuchen, sie lernte lesen, schreiben und rechnen. Mit der Zeit wuchs sie zu einer schönen Frau heran. Doch je besser es ihr ging, desto hochmütiger und…