Liebe Kinder, habt ihr schon einmal eine Geschichte geschrieben? Und wisst ihr, was daran so schön ist? Wenn ihr euch eine Geschichte ausdenkt, könnt ihr euch aussuchen, was darin passiert und wie sie endet. Es liegt bei euch, ob die Prinzessin gut, böse oder eingebildet ist, ob die hochmütige Prinzessin zu einer freundlichen wird oder ob sie dieselbe bleibt bis zum Ende der Geschichte. Ihr könnt zum Beispiel ein Märchen wie Rotkäppchen nehmen und aus dem bösen Wolf einen guten Wolf machen, der Rotkäppchen und der Großmutter hilft und sogar den Jäger rettet. Oder ihr wählt das Märchen von Hänsel und Gretel, aber mit einem guten Mütterchen statt einer bösen Hexe und Hänsel als Bösewicht. Das wäre was, oder?
Ich werde euch heute eine sehr alte Geschichte erzählen. Sie handelt von einem Mann namens Orpheus und einer Frau namens Eurydike. Die beiden liebten sich sehr, doch die Frau verwandelte sich in einen Schatten und der Mann blieb mit gebrochenem Herzen zurĂĽck. Die Menschen erzählten sich diese Geschichte seit vielen Jahren und immer endete sie traurig. Bis sich eines Tages Herr Christoph Willibald Gluck entschied, Orpheus‘ Geliebte zu retten. Wollt ihr wissen, wie? Er hat sich an einen Tisch gesetzt, einen Stift in die Hand genommen und die Geschichte so umgeschrieben, dass sie ein gutes Ende nahm. Ja, Kinder, so mächtig können Worte sein. Also hört gut zu.
Einst lebte ein Mann namens Orpheus. Er war der beste Sänger und Musiker, den die Welt je gesehen hatte. Er galt als groĂźer Held – aber nicht etwa mit dem Schwert, sondern mit seiner Musik. Wenn Orpheus seine Lyra spielte und sang, war dies das Ende fĂĽr Kriege und Konflikte. Die Menschen hörten auf zu streiten und lauschten mit offenen Herzen. Sein Gesang konnte den…