Es war Jahrmarkt. Überall waren bunte Karussells, es duftete nach gebrannten Mandeln und Zuckerwatte und aus einem alten Leierkasten dudelte Musik. Erwachsene und Kinder kamen in Scharen und ihre Augen strahlten, als hätten sie bei dem Anblick Funken gefangen.
Ella und ihre Schwester Anna durften auf dem Jahrmarkt natürlich nicht fehlen. Gleich am Nachmittag gingen sie mit ihren Eltern los. Das war vielleicht eine Pracht! Die Mädchen wussten gar nicht, wohin sie sich zuerst wenden sollten. Zum Autoscooter? Den Lebkuchenständen oder dem türkischen Honig? Oder gleich zum Ponykarussell? In all der Begeisterung übersahen sie ganz den unscheinbaren Stand, in dem eine alte Frau gerade ihre Ringe auslegte. Die Frau beobachtete schweigend den Tumult, als wartete sie auf jemanden.
Die Sonne neigte sich schon zum Horizont, als Ella und Anna zugaben, dass sie sich nach all der Aufregung kaum noch auf den Beinen halten konnten. Sie waren auf dem Weg zum Ausgang, als Anna plötzlich stehen blieb.
„Komm näher, mein Mädchen“, sagte die alte Frau. „Gefallen dir meine Ringe?“ Sie lächelte und strich mit der runzeligen Hand über ihre Sammlung.
„Mama, Papa, können Ella und ich uns einen aussuchen?“, bettelte Anna. Die glitzernden Steinchen auf den Ringen hielten sie ganz in ihrem Bann.
„Was wäre das für ein Jahrmarkt, wenn wir ohne einen Ring davongingen?“, erwiderte Papa lachend und wartete, bis beide Mädchen gewählt hatten. Annas Ring war grün und sah aus wie eine duftende Sommerwiese. Ellas Ring war blau und erinnerte an einen wolkenlosen Sommerhimmel. Sie verabschiedeten sich und waren schon fast zum Tor hinaus, als sie hinter sich eine Stimme hörten: „Sie zeigen euch die ganze Welt!“
Doch als sie sich umsahen, war der kleine Stand wie vom Erdboden verschluckt.
„Wir müssen wirklich schon müde sein“, meinte Ella schulterzuckend. Und sie hatte…