Das kleine Mädchen Eva ging mit ihrer Mutter gerade vom Arzt nach Hause und weinte. Es tat ihr nichts weh, sie war nicht krank und hatte auch keine Spritze bekommen. Sie war bei einer regelmäßigen Untersuchung, bei der die Ärztin feststellte, dass Eva eine Brille brauchen würde. Sie konnte nämlich nur schlecht in die Ferne sehen.
Eva hatte auch selbst in letzter Zeit bemerkt, dass sie ein wenig verschwommen sah. Als sie mit ihrer Mutter im Marionettentheater war, konnte sie die einzelnen Marionetten gar nicht richtig erkennen. Und als sie dann an der Autobushaltestelle warteten, war sie sich lange nicht sicher, ob der ankommende Bus der ihre war oder ob er eine andere Nummer hatte. Und trotzdem fĂĽhlte sie Traurigkeit und vor allem Angst. Sie dachte bei sich:
„Was, wenn mir die Brille nicht gut stehen wird? Was, wenn ich Tom aus der anderen Klasse nicht mehr gefallen werde und er keine Bilder mehr fĂĽr mich malen wird? Und was soll ich tun, wenn ich Fahrrad fahren oder am Spielplatz spielen möchte, wird mir die Brille da nicht im Weg sein?“ In Evas Kopf flogen die Gedanken wild durcheinander und sie weinte und weinte.
Zu Hause nahm ihre Mutter sie auf den SchoĂź und sagte: „Eva, mein Schatz, hab keine Angst. Du wirst sehen, mit der Brille wirst du genauso hĂĽbsch sein wie jetzt. WeiĂźt du, dass man sogar sagt, Menschen mit Brillen sehen klĂĽger aus?“
Doch fĂĽr Eva war dies kein wirklicher Trost. Die Brille war fĂĽr sie wie ein Schreckgespenst, dabei hatte sie diese ja noch gar nicht.
Es dauerte nicht lange und Evas Mutter ging mit ihr in ein Geschäft, das die Aufschrift „Augenoptiker“ trug. In dessen Auslage gab es eine groĂźe Auswahl an Brillen zu sehen – groĂźe, kleine und…