Es war einmal ein kleines Dorf, wo nur Leute eines Stammes lebten, einfache Menschen, Handwerker, Bauern und Jäger. Sie schmiedeten Eisen, bestellten ihre Felder und jagten Wild. In dieser Gemeinschaft wuchs ein hübsches Mädchen auf, das ganz anders aussah als die anderen Kinder. Es war so wunderschön, dass man glauben konnte, ein übermenschliches Wesen vor sich zu haben. Die Eltern waren sehr stolz auf ihre Tochter und brüsteten sich gern mit ihr.
Als mit den Jahren aus dem Mädchen eine anmutige junge Frau wurde, begannen ihre Eltern, Heiratspläne für sie zu schmieden. Sie beschlossen, ihre Tochter nicht einfach mit einem gewöhnlichen Mann aus ihrem Stamm zu vermählen, denn sie waren überzeugt, dass ihre Tochter verdient hat, das mächtigste Geschöpf auf Erden zu ehelichen. Tagelang zerbrachen sie sich den Kopf darüber, wer ihrer Tochter würdig sein könnte.
Nach einiger Zeit kamen sie zu dem Schluss, dass das mächtigste Geschöpf der Sonnengott sei. Deswegen sollte die Tochter ihn zum Manne bekommen.
Die Eltern zögerten nicht mehr, vernagelten die Tür ihrer Hütte und begaben sich auf den weiten Weg zum Sonnengott. Als sie ihn schließlich fanden, fragte der Sonnengott freundlich: „Liebe Leute, was führt euch zu mir?“
„Unsere Tochter ist wunderschön und heiratsfähig. Daher suchen wir den besten Bräutigam für sie. Du bist das mächtigste Geschöpf auf Erden, deshalb bist du gewiss unserer Tochter würdig”, sagte der Vater zu ihm.
„Es freut mich, dass ihr so über mich denkt. Doch es gibt jemanden, der mächtiger ist als ich”, antwortete der Sonnengott.
„Ja? Wer kann das sein?”, fragten die erstaunten Eltern.
„Natürlich die Wolke! Sie ist mächtiger als ich. Jederzeit kann sie mein Antlitz verhüllen und meine glänzenden Strahlen verschwinden lassen. Wenn sie mich verdeckt, bin ich unsichtbar”, antwortete der Sonnengott.
Und so gingen die Eltern weiter, um den Wolkengott…