Afrikanische Volksgeschichte
Der Mann, der immer die Wahrheit sagte
Es ist besser, etwas einmal zu sehen, als tausendmal davon zu hören. Dieses schöne Märchen vom afrikanischen Kontinent bringt uns bei, nicht alles zu glauben, was wir hören.
Es war einmal ein Bauer, der hatte eine alte Kuh. Diese nützte ihm aber nicht mehr viel, denn sie gab keine Milch mehr und konnte auch nicht mehr kalben. Er entschied sich also, die Kuh auf dem Markt zu verkaufen und für den Erlös eine junge Kuh zu erwerben.
Am nächsten Morgen war er bereits in der Stadt angekommen, wo die Marktleute sich zu versammeln pflegten, und er führte seine Kuh an einem Strick hinter sich her. Im Trubel des Marktplatzes bemerkte er nicht, dass zwei Schelme ihn schon eine Weile beobachtet hatten und gerade überlegten, wie sie ihn hereinlegen konnten.
„Hey Bauer, was für eine schöne Ziege Ihr da habt. Sie ist bestimmt zu verkaufen. Wieviel wollt Ihr dafür?“, fragten sie ihn.
„Dummköpfe, sie verwechseln eine Kuh mit einer Ziege“, brummte der Bauer leise und ging weiter.
Doch die Schelme liefen unauffällig an ihm vorbei und hinter der nächsten Ecke zogen sie sich andere Kleidung über, damit der Bauer sie nicht erkannte, und sprachen ihn ein zweites Mal an: „Ihr habt da eine sehr schöne Ziege, mein Herr. Wollt Ihr die nicht verkaufen?“
Der Bauer murmelte nur vor sich hin: „Haben die Leute den Verstand verloren, oder bin ich so durcheinander?“
Auf dem Weg begegneten ihm noch weitere junge Männer und die boten ihm gleich einen Beutel voll Groschen für seine Ziege an. Es waren immer die zwei gleichen Schelme, die sich stets neu verkleideten, um den Bauern zu täuschen. Schließlich willigte der Bauer ein und verkaufte ihnen seine Kuh zum Preis einer Ziege. Die Schelme eilten mit der Kuh gleich zum Fleischer und verkauften sie dort für satte drei Beutel voll Groschen.
Auf dem Heimweg bemerkte der Bauer, dass unweit der Straße einige Kleidungsstücke herumlagen. „Diese Jacken und Hosen habe ich…