In einer Hütte oberhalb des Dorfes lebte einst ein Schäfer mit seinem Hund Bodrik. Der große Hund mit dem flauschigen weißen Fell bewachte die Schafe bei Tag und Nacht und diente seinem Herrn lange Jahre. Kein Wolf wagte sich jemals an sein Schafsgehege heran.
Doch nun war Bodrik alt geworden und hatte alle seine Zähne verloren.
„Ich kann dich nicht mehr gebrauchen. Wozu soll ich dir noch Futter geben, du taugst ja nichts mehr und hier ist kein Platz mehr fĂĽr dich!”, sagte der Schäfer unbarmherzig und warf seinen treuen und ergebenen Helfer hinaus.
Dann holte er sich einen neuen, jungen Hund, damit der ihm genauso gut dienen wĂĽrde, wie Bodrik es getan hatte.
Der arme Bodrik lag draußen vor dem Zaun und war sehr traurig, weil ihn der Schäfer so grausam behandelt hatte. Er war hungrig, durstig und zitterte vor Kälte.
Als die Nacht hereinbrach, kroch der neue, junge Hund in seine HundehĂĽtte hinein, machte es sich bequem und schlief schnell ein.
Der alte Bodrik aber war immer noch wachsam. Beim geringsten Rascheln horchte er in die Dunkelheit hinein. Und wahrlich, auch jetzt witterte er in der Nähe des Schafsgeheges einen Wolf. Schon wollte er über den Zaun springen, um den Wolf davonzujagen, doch er war so ausgehungert, dass er kaum noch stehen konnte.
„Nun, wenn ich schon hungern muss, dann soll es wenigstens dem Wolf gutgehen”, dachte Bodrik, kauerte sich auf den Boden und gab keinen Laut von sich.
Am Morgen stellte der Schäfer fest, dass ein Schaf fehlt. Der junge Hund versteckte sich derweil immer noch in seiner Hundehütte.
„Ach, mein guter alter Bodrik hätte es niemals zugelassen, dass der Wolf ein Schaf reiĂźt”, jammerte der Schäfer im Gehege.
Also holte er Bodrik wieder zurück, gab ihm Futter und kraulte ihn hinter den Ohren.…