Es war einmal ein alter König, der in seinem Königreich regierte. Er hatte eine Tochter, die weit und breit bekannt für ihre Schönheit war. Die Prinzessin verbrachte gerne Zeit im königlichen Garten, wo sie spazieren ging oder mit ihren Freunden spielte.
Eines Tages war sie am Brunnen, denn das war ihr Lieblingsplatz. Sie lauschte dem Sprudeln des Wassers, warf und fing ihren kleinen, goldenen Ball und summte vor sich hin. Der kleine Ball schimmerte wunderschön in der Sonne. Aber dann blendete sie ein Sonnenstrahl, sie ließ den Ball in den Brunnen fallen und er verschwand in der dunklen Tiefe. Die Prinzessin fing an zu weinen, weil er ihr Lieblingsspielzeug war. Und während sie weinte, hörte sie plötzlich eine Stimme direkt aus dem Brunnen kommen: „Quak, quak. Warum weinst du, Prinzessin?“
Die Prinzessin war so überrascht, dass sie aufhörte zu schluchzen, um die kleine Kreatur mit den großen Augen im Wasser zu betrachten. Es war ein Frosch. Dieser erkannte schnell, warum die Prinzessin so traurig war, und sagte zu ihr: „Weine nicht, ich kann dir deinen goldenen Ball zurückbringen. Aber was kannst du mir dafür geben?“
„Alles was du willst, lieber Frosch. Perlen, Diamanten, was auch immer dein Herz begehrt“, schlug die Prinzessin vor.
„Nein, nein. All das will ich nicht. Ich möchte nur dein Freund sein. Ich möchte an deinem Tisch sitzen und mit dir in deinem Bettchen schlafen. Wenn du mir das versprechen willst, bringe ich dir deinen Ball zurück“, sagte er.
Die Prinzessin versprach dem Frosch sofort alles, was er wollte. So sehr wollte sie ihren geliebten Ball zurück, aber sie hatte nicht vor, ihr Versprechen tatsächlich zu halten. „Es ist nur ein Frosch und Frösche gehören ins Wasser, nicht ins Schloss. Und schon gar nicht in mein weiches Bett“, dachte sie.
Als der Frosch ihr Versprechen hörte, sprang er in den Brunnen und kam nach kurzer Zeit mit dem verlorenen Ball zurück. Die Prinzessin nahm ihn sogleich und lief freudig nach Hause.
Der Frosch rief ihr hinterher: „Warte, schöne Prinzessin, nimm mich mit. Lauf nicht so schnell!“
Aber die Prinzessin beachtete ihn nicht und so musste der traurige kleine Frosch zum Brunnen zurückkehren.
Am nächsten Tag genoss die Prinzessin ein großes Fest mit dem König, als es plötzlich an der Tür klopfte und eine vertraute Stimme ertönte: „Mach auf, Prinzessin, du hast es versprochen. Du musst dein Wort halten. Quak, quak.“
„Geh weg, du hässlicher Frosch! Wie konntest du nur denken, mein Freund zu werden?“, schrie sie wütend und erzählte dann ihrem Vater, was am Vortag am Brunnen passiert war.
Der König runzelte die Stirn und antwortete ernst: „Liebes, da du dein Wort gegeben hast, musst du es auch halten. Steh auf und öffne dem Frosch die Tür.“
Die Prinzessin gehorchte und als sie die Tür öffnete, sprang der Frosch auf den Tisch und begann, das Essen zu genießen, das für sie bestimmt war. Als er fertig war, bat er sie, ihn in ihre Gemächer zu führen, weil er sich ein wenig ausruhen wollte. Die Prinzessin bekam Gänsehaut bei dem Gedanken daran, dass dieser schleimige, hässliche Frosch unter ihren Seidendecken schlafen würde. Verzweifelt fing sie an zu weinen.
Als der König dies sah, wurde er sehr wütend und fragte sie: „Wie kannst du den Frosch so schlecht behandeln, nachdem er dir geholfen hat, als du seine Hilfe gebraucht hast? Du hast ein Versprechen gegeben und Versprechen müssen gehalten werden.“
Und so hatte sie keine andere Wahl, als den Frosch in ihre Gemächer zu bringen. Als sie ins Zimmer kam, ließ sie den Frosch einfach in einer Ecke liegen.
„Du kannst nicht erwarten, dass ich auf dem Boden schlafe, hübsche Prinzessin. Mir wurde ein Bett versprochen, in dem ich schlafen kann. Quak, quak“, sagte der Frosch.
Das war zu viel für die Prinzessin. Wütend hob sie ihn hoch und warf ihn an die Wand.
„Nimm das, du hässlicher, ekelhafter Frosch“, schrie die Prinzessin ihn an.
Plötzlich aber tauchten Funken in den Gemächern der Prinzessin auf, es gab einen Lichtblitz und plötzlich stand ein junger Prinz vor ihr. Vom Frosch aber war keine Spur mehr zu sehen.
Er erzählte der Prinzessin, dass eine böse Hexe ihn vor langer Zeit in einen Frosch verwandelt hatte. Die einzige Möglichkeit, den Fluch zu brechen, bestand darin, dass eine Prinzessin ihn in ihre Gemächer ließ. Die verblüffte Prinzessin schämte sich zutiefst für ihr Verhalten und war dankbar für die Worte ihres Vaters. Sie war froh, dass sie es geschafft hatte, den jungen Prinzen zu retten und entschuldigte sich immer wieder für ihr Verhalten. Und wie so oft, war es Liebe auf den ersten Blick. Bald darauf gab es eine große königliche Hochzeit zwischen der Prinzessin und dem Froschkönig, bei der alle bis zum Morgengrauen aßen, tranken und tanzten.