Zwei kleine Kinderhände nahmen ein abgeblättertes Holzpferdchen aus der Kiste mit dem Weihnachtsschmuck.
„Mami, warum haben wir eigentlich dieses Pferdchen? Es passt gar nicht zu den anderen Dingen in der Kiste“, beschwerte sich der kleine Junge.
„Vorsichtig!“, sagte die Mutter und eilte zum Weihnachtsbaum. „Dieses Pferdchen hat mir meine Oma vor langer Zeit geschenkt. Und meine Oma hat es wiederum von ihrer Oma geschenkt bekommen. Das ist etwas sehr Wertvolles. Leg es bitte wieder zurĂĽck, Georg.“ Die Mutter nahm die Figur selbst vorsichtig in die Hand und hängte sie feierlich an den Baum.
„Wir hängen das Pferdchen schön weit nach oben, damit die Katze es nicht herunterwirft“, fĂĽgte sie hinzu.
Pfff, so viele Sorgen wegen einer Holzfigur? Das Pferdchen ist doch eigentlich alt und hässlich, dachte sich Georg. Mit dem schönen, glitzernden Schmuck konnte es gar nicht mithalten! Doch er tat so, wie seine Mutter es sagte, und machte sich dann wieder daran, die bunten Kugeln am Baum aufzuhängen.
Als er am Abend zu Bett ging, hatte er das Holzpferdchen bereits vergessen. Doch in der Nacht hatte er einen seltsamen Traum...
Vor seinen Augen sah er, wie ein hölzernes Pferdchen auf ihn zukam. Es war weiß lackiert, aber die Farbe war bereits an vielen Stellen abgeblättert. Auch ein Stückchen seines linken Vorderhufes fehlte und die Mähne und der Schweif waren recht dünn. Das hölzerne Tierchen holte tief Luft und sagte mit seiner uralten Stimme:
„Hallo, Georg. Erlaube mir, mich dir vorzustellen. Mein Name ist Ferdinand und ich war das Lieblingsspielzeug deiner UrururgroĂźmutter Anna. Ich war ein Weihnachtsgeschenk von ihrem Vater – er hat mich selbst geschnitzt. Als Anna mich bekam, war sie genauso alt wie du und sie wollte mich gar nicht mehr aus der Hand legen. Jeden Tag trug sie mich in ihrem…