Marie lief in den nasskalten Morgen hinaus. Bis Weihnachten waren es nur noch wenige Tage und draußen fror es bereits, doch Schnee gab es keinen weit und breit. Dabei wünschten sich Marie und die anderen Kinder nichts sehnlicher. Auch heute war das Mädchen gleich nach dem Aufstehen zum Fenster gerannt, um nachzusehen, ob sie endlich einen Schneemann bauen konnte. Doch draußen lag noch immer keine einzige Schneeflocke.
„Dieses Jahr lässt sich der Schnee aber ordentlich Zeit, hm?“, meinte ihre Mutter und legte Marie den Arm um die Schulter.
Da hörten sie auf einmal ein Geräusch. Es klang... wie ein leises Weinen. Die beiden sahen sich um, doch auf der Straße war kein einziger Mensch und in keinem der Fenster brannte Licht. Alle genossen die Ferien und niemand wollte früh aufstehen. Doch woher kam dann dieses Weinen?
„Da seid ihr ja, Mädels“, rief Maries Papa und reichte dem Mädchen seine Jacke. „Wisst ihr vielleicht, wer da weint?“ Wegen dieses unglĂĽcklichen Schluchzens hatte auch er nicht mehr schlafen können.
Sie suchten überall, aber es war niemand da. Das Geräusch konnte auch nicht von einer Katze oder einem Hund stammen. Denn alle vierbeinigen Familienmitglieder lagen zufrieden in ihren Körbchen und draußen war nicht eine einzige Pfote zu sehen.
„Ich bin das“, meldete sich auf einmal ein Stimmchen – so leise, dass man es kaum hören konnte. „Ich bin hier – hier oben“, fĂĽgte es hinzu.
Marie und ihre Eltern suchten mit ihren Augen die Dächer und Schornsteine ab. „Noch ein bisschen höher“, sagte das Stimmchen.
„Aber höher ist doch nur der Himmel“, wunderte sich Marie und kam sich schon fast wie im Märchen vor. Dann sah sie hinauf und merkte, dass sie mit ihrer Idee gar nicht so falsch gelegen hatte. Denn das leise…