Es war einmal ein alter Mann, der mit seiner Frau in einem kleinen Haus lebte. Das Haus war von einem großen Garten umgeben, in dem der alte Mann alle Arten von köstlichem Obst und Gemüse anbaute.
Eines Tages, als der Winterschnee endlich schmolz und die Natur begann zu erwachen, ging der alte Mann nach draußen, um sich in der Frühlingssonne aufzuwärmen.
Als er die frische Luft genoss, bemerkte er plötzlich einen kleinen Samen, der zu seinen Füßen auf dem Boden lag.
„Oh, was für ein winziger Samen!“, bemerkte er. „Woher kommst du? Lass uns für dich einen schönen Platz im Garten suchen und wir werden sehen, was aus dir wird“, sagte er freundlich.
Er hob den Samen vorsichtig auf und brachte ihn in seinen Garten, wo er ein kleines Loch grub und den Samen hineinlegte. Dann bedeckte er ihn mit Erde und begoss ihn mit ein wenig Wasser. Jetzt musste er nur noch warten, um herauszufinden, was für eine Überraschung ihm der Wind da hinterlassen hatte.
Jeden Tag goss der alte Mann den Samen und nach einer Woche Sonnenschein brach ein kleiner grüner Spross durch die Erde. Bald erschienen auch zwei winzige Blätter. Der alte Mann goss den Spross weiter und kümmerte sich darum, um herauszufinden, welche Art von Pflanze er werden würde. Tag und Nacht dachte er an den Samen, zerbrach sich den Kopf und versuchte zu erraten, was es sein könnte, denn er hatte immer noch keine Ahnung, woher der Samen kam. Diese winzige Pflanze war ihm einfach ein Rätsel!
Bald erschienen eitere Blätter, doch erst als eine große, weiße Wurzel darunter wuchs, fand der alte Mann endlich heraus, was der Samen war – eine Rübe! Aber es war keine gewöhnliche Rübe. Sie wuchs und wuchs, so schnell wie Unkraut, und war bald so groß wie ein Elefant.
Als der Tag kam, an dem die riesige Rübe geerntet werden sollte, krempelte der alte Mann die Ärmel hoch, ergriff die riesigen Blätter und zog mit aller Kraft daran. Aber die Riesenrübe rührte sich kein bisschen. Er versuchte es erneut, stellte seine Füße fest auf den Boden und zog so fest daran, bis sein Gesicht so rot wurde wie die Tomaten in seinem Garten.
„Uff!“, schnaufte der alte Mann. „Ich werde dich schon aus dem Boden holen, auch wenn ich den ganzen Tag dafür brauche!“ Er stand direkt über der Rübe und griff wieder mit beiden Händen nach allen Blättern, holte tief Luft und zooog... doch die Wurzel bewegte sich immer noch nicht.
Er versuchte es immer wieder, aber er konnte die Rübe nicht bewegen. Schließlich rief er nach seiner Frau und bat sie, nach draußen zu kommen.
„Bitte hilf mir! Ich kann es nicht allein schaffen, sie ist einfach zu groß! Ganz gleich wie stark ich ziehe, sie bewegt sich nicht einmal ein kleines bisschen. Ich bin sicher, gemeinsam können wir es schaffen.“
Die alte Frau krempelte also ebenfalls die Ärmel hoch und ging nach draußen, um ihrem Mann zu helfen. Der alte Mann packte die Rübe an den Blättern, seine Frau schlang ihre Arme um seine Taille und zusammen zogen sie so fest sie konnten. Sie zogen und zogen, aber es war alles umsonst. Die Rübe war immer noch im Boden und hatte sich keinen Zentimeter bewegt.
Der alte Mann wurde ein wenig ärgerlich. „Wir brauchen jemanden, der uns hilft“, sagte er und rief seiner Enkelin zu, sie solle kommen und ihnen helfen.
„Ist die aber groß!“, rief das Mädchen, als sie die Rübe sah. „Ich habe noch nie eine so große Rübe gesehen! Was machen wir damit? Und wie um alles in der Welt werden wir sie heraus bekommen?“
Wieder packte der alte Mann die Rübe an den Blättern. Seine Frau hielt sich an seiner Taille fest und das Mädchen schlang die Arme um ihre Großmutter. Dann holten sie alle tief Luft und zogen so fest sie konnten. Aber die Rübe rührte sich immer noch kein bisschen!
„Lasst es uns noch einmal versuchen“, keuchte der alte Mann und sie zogen mit aller Kraft. Aber nichts passierte. Die Rübe bewegte sich nicht einmal ein kleines Stück.
Ihr großer, starker Hofhund namens Teddy, hatte sie von der anderen Seite des Gartens ziehen sehen und fragte sich, ob er ihnen helfen könne. Da rief die alte Frau ihm zu: „Teddy, komm und hilf uns! Du bist doch so stark wie ein Pferd!“
Teddy wedelte mit dem Schwanz, bellte und lief zu ihnen, da er sich freute, mithelfen zu dürfen. Der alte Mann zog die Rübe, seine Frau zog ihn, ihre Enkelin zog sie und Teddy zog die Enkelin. Sie zogen und zogen, schnauften und schnauften, aber die Rübe rührte sich immer noch nicht.
„Was macht ihr da?“, fragte dann ihre Katze Minka vom Dach.
„Komm, hilf uns!“, rief Teddy. „Wir versuchen diese Riesenrübe aus dem Boden zu ziehen, aber sie bewegt sich nicht!“ Minka sah ihn etwas misstrauisch an, ob es nicht vielleicht ein Trick war, damit er sie jagen konnte. Aber sie konnte die Riesenrübe, den alten Mann, seine Frau und ihre Enkelin sehen und so beschloss sie zu helfen. Sie miaute, kletterte vorsichtig hinunter und packte Teddy. Der hielt das Mädchen fest, das Mädchen hielt die Frau fest, die Frau hielt den alten Mann fest und der alte Mann ergriff die Blätter der Rübe. Drei, zwei, eins... und alle zogen so fest sie konnten. Einmal noch! Drei, zwei, eins... und als sie wieder zogen, bewegte sich die Rübe immerhin ein wenig!
„Sie hat sich bewegt!“, rief der alte Mann erfreut. Doch die Rübe war immer noch fest im Boden verwurzelt.
Plötzlich bemerkte Minka eine kleine Maus, die ihr winziges Loch saubermachte. „Hallo Maus! Hilf uns mal, diese Rübe herauszuziehen!“, sagte sie.
„Woher weiß ich, dass du mich nicht fressen wirst?“, fragte die Maus.
„Ich verspreche, ich werde dich nicht fressen“, erwiderte Minka und die Maus schloss sich ihnen an. Drei, zwei, eins... die Maus, die Katze, der Hund, das Mädchen, die alte Frau und der alte Mann zogen und zogen und zogen – und plötzlich bewegte sich die Rübe wieder!
„Einmal noch!“, rief der alte Mann von vorne.
Sie alle platzierten ihre Füße und zogen noch einmal und Schwupps! Die Rübe löste sich und alle fielen mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Der alte Mann fiel auf die alte Frau, die alte Frau fiel auf das Mädchen, das Mädchen fiel auf Teddy, Teddy fiel auf Minka und Minka fiel auf den Boden. Die Maus war geschickt aus dem Weg gesprungen, als sie alle begannen umzukippen!
„Hurra! Wir haben es alle zusammen geschafft!“, rief der alte Mann glücklich und sie luden alle, die sie kannten zu einem großen Fest ein, auf dem sie ihren Erfolg mit köstlicher Rübensuppe feierten.