Hans Christian Andersen
Die Schnecke und der Rosenstock
Eine etwas anspruchsvollere Geschichte des weltberühmten Märchendichters Hans Christian Andersen über den Sinn des Lebens und die verschiedenen Wesensarten.
Ein weltbekanntes Märchen, in dem am Ende wieder das Gute über das Böse siegt. Als das schöne Schneewittchen vor seiner bösen Stiefmutter, der Königin, flieht, findet es Zuflucht in einem bescheidenen Häuschen tief im Wald, in dem sieben Zwerge leben.
In einer längst vergangenen Zeit gab es ein Königreich, in dem ein König und eine Königin gütig und gerecht regierten. Das königliche Paar war glücklich, doch sie wünschten sich nichts mehr als ein Kind. Viele Jahre vergingen, bis sie sich endlich über ein Kind freuen konnten. Es war ein wunderschönes Mädchen. Seine Haare waren schwarz wie Ebenholz, seine Lippen rot wie eine Rose und da seine Haut so strahlend weiß wie Schnee war, nannte man es Schneewittchen.
Die Jahre vergingen, und da Schneewittchen seine Mutter verloren hatte, fand ihr Vater eine neue Frau. So fand bald eine weitere königliche Hochzeit statt. Die neue Königin war strahlend schön, aber sie war auch böse und eitel. Deswegen hatte sie auch einen Zauberspiegel mitgebracht, mit dem sie häufig sprach.
Jeden Abend, bevor sie zu Bett ging, trat sie vor den Spiegel und fragte:
„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die Schönste im ganzen Land?“
Und der Spiegel antwortete jedes Mal:
„Meine Königin, Ihr seid die Schönste hier.“
So vergingen die Jahre und Schneewittchen wurde immer schöner. An dem Tage, als es 18 Jahre alt wurde, trat die Königin erneut vor den Spiegel, kämmte sich das Haar mit einem goldenen Kamm und fragte wie immer:
„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die Schönste im ganzen Land?“
So antwortete der Spiegel wahrheitsgetreu:
„Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,
doch Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr."
Da entbrannte die Königin vor Zorn. Mit voller Wucht warf sie ihren goldenen Kamm zu Boden, sodass er in kleine Stücke zersprang. Sie entschied sich, dass Schneewittchen weg müsse. Sie rief einen Jäger und befahl ihm, das Mädchen hinaus in den Wald zu bringen.
Der Jäger gehorchte und führte Schneewittchen in den dunklen Wald. Das arme Mädchen ahnte, dass es in Gefahr war…