In einem Land, in dem die Sonne etwas heißer scheint als bei uns, lebte einst ein Junge namens Aladdin. Er verbrachte seine Zeit am liebsten auf den Märkten der Stadt, denn er liebte das bunte Treiben und das Stimmengewirr der Leute.
Eines Tages traf er dort auf einen Mann, der viele spannende Geschichten erzählte. Gemeinsam spazierten sie durch die Stadt und Aladdin lauschte seiner Stimme bis in die Dämmerung. Der Junge war ganz fasziniert von dem Geschichtenerzähler. Er ahnte ja nicht, dass es sich in Wirklichkeit um einen bösen Zauberer handelte, der sich nur um seine Gunst bemühte, um seine finsteren Pläne zu verwirklichen.
Als Aladdin am Abend zum ärmlichen Häuslein seiner Mutter zurückkehrte, erzählte er ihr von seiner neuen Bekanntschaft. Seine Mutter war darüber gar nicht erfreut und sie hielt ihren Sohn zur Vorsicht an, da nicht alle Leute so gut sind, wie es auf den ersten Blick scheint.
Am nächsten Tag traf Aladdin den Mann erneut. Nachdem die Sonne untergegangen war, führte der Zauberer Aladdin hinter die Stadttore. Dort trafen sie auf einen Schlangenbeschwörer, der kunstvoll die Flöte spielte, und eine Kobra zu ihren Tönen tanzen ließ. Danach führte der Zauberer Alladin zu einer Höhle mit einer Tür, die so klein war, dass der Zauberer niemals hindurchgepasst hätte. Doch genau für diese Aufgabe hatte er den arglosen Jungen auserkoren.
„Wenn ich mit meinem Zauber beginne, öffnest du die Tür und trittst ein. Du musst jedoch gut aufpassen, denn überall sind Fallen aufgestellt. Geh bis ans Ende der Gruft und nimm die goldene Lampe mit, die du dort findest. Dann komm schnell zu mir zurück und fass ja nichts anderes an!“, erklärte der Zauberer in strengem Ton.
Aladdin ahnte gar nicht, worauf er sich da eingelassen hatte, als der Zauberer schon anfing, seine Zauberformel aufzusagen. Schnell schlüpfte der Knabe durch die Tür und lief die Stufen dahinter hinunter. Unten angekommen erblickte er einen großen Haufen voller Gold, Schmuck, Kelche, Vasen und Statuen ... Für einen armen Jungen wie ihn war dies etwas Unglaubliches, denn noch nie in seinem Leben hatte er solch einen Reichtum gesehen.
„Nicht stehen bleiben!”, hörte er den Zauberer von oben rufen. „Bring mir die Lampe!“ Aladdin gehorchte und ging bis ans Ende der Gruft, wo er eine verstaubte goldene Lampe fand. Er wollte schon zurückkehren, als sein Blick auf einen goldenen Ring fiel, der mit roten und blauen Edelsteinen verziert war. Rasch steckte er sich den Ring an den Finger und machte sich dann auf den Rückweg. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte dem Gold und dem Schmuck um sich herum nicht widerstehen. So raffte er auf dem Rückweg alles an sich, was ihm in die Hände kam, und stopfte sich die Taschen damit voll.
„Schnell, Junge, gib mir die Lampe, die Gruft schließt sich in wenigen Sekunden“, rief der Zauberer beunruhigt.
Aladdin eilte zur Tür, die bereits dabei war, sich zu verschließen.
„Wirf mir die Lampe zu!“, drängte ihn der Zauberer.
„Zuerst ziehen Sie mich hoch und dann bekommen Sie die Lampe“, antwortete Aladdin, der wahrlich nicht dumm war und sich nicht so leicht täuschen ließ.
Widerwillig half ihm der Zauberer aus der Höhle hinaus und riss ihm dann die alte Lampe aus der Hand.
„So, und jetzt brauche ich dich nicht mehr“, rief der Zauberer und da die Tür noch nicht vollständig zugefallen war, schubste er Aladdin kurzerhand wieder hinein. Dieser griff nach dem Zauberer, aber es gelang ihm nur, die Lampe an sich zu reißen. Dann stürzte er wieder in die Gruft zurück. Die Tür verschloss sich und der Zauberer blieb draußen – ohne Lampe und ohne Möglichkeit, diese wiederzubekommen.
Der arme Aladdin hingegen steckte in der Gruft fest, ohne zu wissen, weshalb die Lampe für den Zauberer so wichtig gewesen war.
Die ganze Nacht harrte der Junge hungrig und verzweifelt in der Gruft aus.
„Was ist das nur für eine Lampe, dass der Zauberer sie so begehrt?“, überlegte Aladdin laut, die alte, verstaubte Lampe in seiner Hand. Als er vorsichtig den Staub von ihr rieb, fing diese plötzlich an, sich wie verhext hin und her zu schütteln. Aladdin erschrak und warf die Lampe in hohem Bogen davon. Mit schreckstarrem Blick beobachtete er, was dann geschah. Ein grelles Licht blitzte auf und aus der Lampe trat Rauch. Plötzlich schwebte ein riesiger Geist vor ihm. Es war ein Zauber-Dschinn.
„Hunderte von Jahren war ich in dieser Lampe gefangen", sprach der Dschinn zu Aladdin, „bis Ihr mich aus ihr befreit habt. Ich gehöre nun Euch und erfülle alle Eure Wünsche. Was begehrt Euer Herz, mein Herr?”
Aladdin starrte ihn fassungslos an. Es war ihm, als ob er träume. Aber nachdem er ein paar Mal geblinzelt hatte, war der Dschinn noch immer dort.
„Bring mich sofort nach Hause, mit diesem ganzen Schatz!“, befahl Aladdin dem mächtigen Dschinn – denn das war das Erste, was ihm einfiel.
Kaum hatte er den Wunsch ausgesprochen, da stand Aladdin schon zu Hause in der Küche mit einem Haufen von Schmuck und goldenen Münzen. Er konnte nicht fassen, welch gigantische Macht dieser Flaschengeist besaß. Sogleich umarmte er seine Mutter, schüttete einen Haufen Gold auf den Tisch und versprach ihr, dass sie nie wieder arm sein würden.
Von diesem Tag an kleidete sich Aladdin prächtig und konnte alles kaufen, was ihm gefiel. Er aß köstliche Gerichte und freute sich über sein neues Leben. Das Einzige, was ihm zu seinem Glück noch fehlte, war eine Ehefrau an seiner Seite. Oft dachte er an die Tochter des Sultans. Die Prinzessin war wunderschön und sie hatte ein großes fürsorgliches Herz. Aladdin war schon lange in sie verliebt, doch bis jetzt hatte er von einer Hochzeit mit ihr nur träumen können.
„Ich werde versuchen, beim Sultan um ihre Hand anzuhalten“, sagte er eines Tages zu seiner Mutter. „Ich bin ja kein Bettler mehr, sondern ein reicher Mann.“
So nahm er all seinen Mut zusammen und begab sich zum Sultan mit einer Truhe voller Gold. Dem Sultan gefiel der junge Mann und, ohne lange zu zögern, versprach er ihm seine Tochter zur Frau. Auch die Prinzessin war sehr angetan von ihrem Verehrer und war ebenfalls mit der Hochzeit einverstanden.
Aladdin war überglücklich und um der Prinzessin seine Liebe zu beweisen, beschloss er, ihr den prächtigsten Palast weit und breit zu schenken. Es genügte, dem Dschinn seinen Wunsch zu nennen, und schon waren sie Besitzer des schönsten Schlosses im ganzen Lande.
Inzwischen überlegte der böse Zauberer hin und her, wie er die Wunderlampe zurückbekommen könnte. Eines Tages begab er sich, als Kaufmann verkleidet, zu Aladdins Palast.
Als er dort ankam, war nur die Prinzessin zu Hause und so sagte er ihr:
„Schönes Fräulein, seht her, ich tausche Altes gegen Neues. Ich gebe Euch eine schöne neue Lampe und das Einzige, was ich dafür will, ist die alte, verstaubte Lampe, die Ihr zu Hause habt“.
Die Prinzessin wusste nichts von dem Dschinn und so tauschte sie nichtsahnend die alte Lampe gegen die neue. Der böse Zauberer lachte grimmig auf, rief den Dschinn und ließ Aladdins Palast mit all seinen Bewohnern augenblicklich in seine frühere Heimat zurückversetzen.
Als Aladdin davon erfuhr, stieg er sofort aufs Pferd und begab sich auf die Suche nach seiner Prinzessin. Er galoppierte von West nach Ost und von Nord nach Süd. Doch schließlich musste er einsehen, dass es Jahre dauern könnte, bis er seine Prinzessin auf diese Weise fand. Verzweifelt stieg er vom Pferd und überlegte, was er nun machen sollte. Da fiel sein Blick auf den Ring, den er einst in der Gruft gefunden hatte.
Er rieb den Ring zwischen seinen Fingern und sprach: „Bring mir meine Geliebte und unseren Palast zurück. “
In dem Moment erhob sich ein großer Sturm und inmitten des Sturmes erschien der Palast. Die Prinzessin und Alladin fielen sich in die Arme.
Aladdins Freude war unermesslich, doch es gab noch eine Person auf seiner Liste, mit der er abzurechnen hatte. So befahl er seinen Wachen im ganzen Land nach dem bösen Zauberer zu suchen. Es dauerte nicht lange, bis sie ihn fanden und ein für alle Mal in den Kerker sperrten.
Von da an herrschte im Palast nur noch Freude. Aladdin und die Prinzessin regierten weise und gütig. Sie sorgten immer gut für ihr Volk, da Alladin niemals vergessen konnte, dass auch er einst ein armer, einfacher Junge gewesen war.