Diesmal lief ich die Stufen noch weiter hinauf – bis in das fünfte Stockwerk. Dort wohnte eine junge Frau, eine Studentin. Der Name ihrer Schule war so lang und schwierig, dass ich ihn schon vergessen habe. Doch ich weiß, dass sie Künstlerin ist. Sie kann Gitarre, Klavier und sogar Flöte und Trommel spielen. So eine, wie sie die Eingeborenenstämme auf der ganzen Welt haben. Und außerdem kann sie auch wunderschön singen und malen. Mama meinte, die junge Frau hätte großes Talent.
Das Wort Talent habe ich schon einmal gehört. Unsere Lehrerin hat uns in der Schule erklärt, was das ist.
„Talent ist etwas, mit dem wir schon geboren werden. Zum Beispiel läuft jemand schon von klein auf gerne und ist schneller als alle anderen. Das bedeutet, dass er ein Talent fürs Laufen hat. Und wer weiß, vielleicht wird er einmal Weltmeister im Laufen? Aber das bedeutet nicht, dass er sein Talent nicht weiter entwickeln muss. Zum Beispiel Jana aus unserer Klasse hier kann sehr schön zeichnen. Sie braucht es nicht erst zu lernen, sie nimmt einfach einen Stift in die Hand und zeichnet. Trotzdem muss sie üben, um sich darin zu verbessern. Einige Menschen haben das Glück, von ihrem Talent leben zu können.“
Auch die junge Frau aus dem fünften Stockwerk wirkte immer glücklich, wenn ich sie traf. Wahrscheinlich tut sie das, was ihr wirklich Spaß macht.
Und nun stand ich vor der Türe zu ihrer Wohnung, hatte aber keinen Mut anzuklopfen. Ich hatte keine Angst. Doch hinter der Tür hörte ich ein wunderschönes Lied. Die junge Frau spielte gerade auf der Gitarre und sang dazu. Und sie sang so wunderschön, dass ich das Gefühl hatte, im Flur, der ja eigentlich recht düster war, wäre die Sonne aufgegangen. Auf einmal fühlte ich mich glücklich und…